Spekulative Erzählungen aus Ägypten und dem Nahen Osten:
The Tellers in der Villa Romana

Sumac Space ist eine 2020 gegründete Non-Profit Plattform, die sich anhand von digitalen Programmen, kritischem Schreiben und Forschung mit der zeitgenössischen Kunst aus dem Nahen Osten auseinandersetzt. Jetzt kuratiert Davood Madadpoor, einer ihrer Gründer, im Künstlerhaus Villa Romana in Florenz die Ausstellung The Tellers, bei der mit Maha Mamoon und Basim Magdy zwei Künstler*innen beteiligt sind, die in der Sammlung Deutsche Bank wichtige Positionen einnehmen. Mamoon ist im Hauptsitz in Frankfurt eine Etage gewidmet, Magdy war 2016 Artist of the Year der Deutschen Bank. 

In The Tellers geht es um eine spekulative Zukunft, so, wie sie sich fünf Künstler*innen aus dem Ägypten und dem Iran vorstellen. Ob die Szenarien nun realistisch, utopisch oder fantastisch sind, immer soll diese mögliche zukünftige Perspektive auch dazu anregen, sich unsere Gegenwart neu vorzustellen und zu gestalten. Dazu sagt Davood Madadpoor: „Künstlerinnen und Künstler greifen auf das Geschichtenerzählen zurück, um neue Mythen und Geschichten zu konstruieren, vergessene und verdrängte Geschichte zu hinterfragen und sie als Simulacrum für Gesellschaftskritik zu nutzen. Zum Erzähler zu werden, bedeutet für sie, Narrative zu analysieren und neue Wahrheiten außerhalb der vorherrschenden Kulturgeschichte zu schaffen.“

Während ein zentrales Thema in der Arbeit der ägyptischen Künstlerin Maha Mamoon die Zukunft der Metropolen und von urbaner Kultur ist, geht es bei dem in Basel lebenden Künstler Basim Magdy um ein mögliches Scheitern. In seinen oft psychedelisch bunten Malereien, Fotoarbeiten und Filmen hinterfragt der Künstler kollektive Utopien und formuliert seine Zweifel an Dogmen und Ideologien. In seiner post-humanen Zukunft ist die Menschheit bereits abgetreten, oder im Verschwinden begriffen, weil sie unfähig ist, aus ihren Fehlern zu lernen.

Mohamed Abdelkarim ist ein Künstler, Performer, Filmemacher und Wissenschaftler, der zwischen Kairo und Maastricht lebt und arbeitet. In seiner künstlerischen Arbeit nutzt er performative Handlungen wie Erzählen, Singen, Erfinden und neuerdings auch das Spekulieren. Sein jüngstes Projekt setzt sich mit der Landschaft auseinander als Zeugin „einer Geschichte, die wir verpasst haben, und einer Zukunft, an der wir noch nicht teilgenommen haben."

Ali Eslami ist ein Künstler und Ingenieur aus dem Iran, der in Amsterdam lebt und sich seit 2014 mit der virtuellen Realität auseinandersetzt. Sein Werk umfasst mehrjährige Forschungsprojekte, in denen er sich mit Spekulationen und Welt-Konstruktionen beschäftigt. Der ägyptische Künstler Islam Shabana untersucht in seinen multimedialen, oft virtuellen Arbeiten die Schnittstellen zwischen Technologie, Mythologie und islamischer Philosophie. Er setzt sich dabei mit Poesie, Science-Fiction und Zukunftsspekulationen auseinander.

Im Rahmen der Ausstellung veranstaltet die Villa Romana am Samstag, den 19. März 2022, ab 11:00 Uhr ein eintägiges Symposium. Anhand der Beiträge von Raffaella Baccolini (Università di Bologna), Nat Muller (Kurator, Schriftsteller) und Santiago Zabala (Research Professor für Philosophie an der Universität Pompeu Fabra, Barcelona) werden die wichtigsten Aspekte der Ausstellung dargelegt und erörtert, gefolgt einer abschließenden Performance von Mohamed Abdelkarim. Die Villa Romana zählt zu den ältesten Engagements der Deutschen Bank und ihren Stiftungen. Seit den 1920er Jahren wird das Künstlerhaus unterstützt.

www.villaromana.org

18.03. – 29.04. 2022