The Struggle of Memory - Deutsche Bank Collection

Das PalaisPopulaire zeigt noch bis März 2024 die zweiteilige Ausstellung The Struggle of Memory mit Werken aus der Sammlung Deutsche Bank und internationalen Leihgaben. Die Schau stellt die Bedeutung der Erinnerung in den Fokus – wie persönliche und kollektive Identität von Erinnerungen geprägt werden und wie wichtig sie im Kampf gegen das Vergessen von Sklaverei und Kolonialismus und deren andauernden Folgen sind.

Wie Milan Kundera 1979 in seinem Buch vom Lachen und Vergessen schreibt, „will man Völker liquidieren, nimmt man ihnen zuerst das Gedächtnis. Man vernichtet ihre Bücher, ihre Bildung, ihre Geschichte […] Der Kampf des Menschen gegen die Macht ist der Kampf des Gedächtnisses gegen das Vergessen.“ Die Künstler*innen dieser Ausstellung beschäftigen sich mit dem Erinnern, Rekonstruieren, Reimaginieren und Wiederherstellen.

Der erste Teil The Struggle of Memory konzentriert sich auf die Art und Weise, wie der Körper Erfahrungen aufnimmt, verarbeitet, abspeichert und erinnert. Der zweite Teil legt offen, wie die Spuren der Vergangenheit uns überall umgeben und schlägt alternative, manchmal auch subversive Strategien für die Sicht auf die Vergangenheit vor.

Ausgangspunkt der von Kerryn Greenberg kuratierten Schau sind Ankäufe der Deutschen Bank der letzten zehn Jahre. Diese Werke, die oft von Künstler*innen aus Afrika oder mit einem Bezug auf Afrika stammen, wurden auch zu einem Sammlungsschwerpunkt dank des nigerianischen Kurators Okwui Enwezor. Er leitete die bahnbrechende documenta 11 und war bis zu seinem Tod Mitglied des Global Art Advisory Council der Deutschen Bank.

Anawana Halobas Installation Close-Up (2013–2016) in der zentralen Rotunde des PalaisPopulaire ist der Auftakt für The Struggle of Memory. Ihre Arbeit wird über den gesamten Zeitraum zu sehen sein. In diesem Werk werden grob behauene Salzbrocken, die von der Decke herabhängen, mit Wasser beträufelt, sodass das Salz sich nach und nach auflöst. Das Geräusch der Salztropfen, die in die auf dem Boden stehenden Schalen fallen, ist in der raumfüllenden poetischen Klanglandschaft zu hören. Close-Up verweist konkret auf menschliche Körperflüssigkeiten, darüber hinaus auf die Gefährdung Indigener Sprachen und die historische Bedeutung von Salz als Handelsware. Viele der Künstler*innen dieser Ausstellung arbeiten in den Zwischenräumen – zwischen dem, was bekannt ist, was man weiß, und dem, was man nicht weiß. Zum Beispiel verwendet Kara Walker Überlieferungen von Sklav*innen und historische Romane als Material für ihre Arbeiten, die jedoch nicht als reine Verbildlichungen der Vergangenheit gedacht sind. Berni Searles nach Gewürzen duftende Arbeit Traces (1999) kreist um den Körper als „Gefäß“ der Erinnerung und dessen Fragilität. Mohamed Camaras intim wirkende Fotografien aus der Serie Certains matins (2004-2006) sind von Geistern bevölkert, die zugleich von Präsenz und Abwesenheit zeugen. Lebohang Kganye durchforstet das Familienarchiv und versucht, dessen Lücken zu füllen, während Samuel Fossos Selbstporträts einen eher spielerischen Ansatz verfolgen. Aus der Ansammlung von Spuren und beziehungsweise Fragmenten bei Toyin Ojih Odutola und Wangechi Mutu entstehen ganz neue Erzählungen. Und schließlich untersucht Mikhael Subotzky in seiner Videoinstallation Moses and Griffiths (2012) die Lücken zwischen persönlichen Erzählungen und offizieller Geschichte und legt diese offen. Alle diese Arbeiten erkunden die Möglichkeiten von visueller Erzählung und heben die Bedeutung der Rekonstruktion von Bezügen in die Vergangenheit hervor.

Anawana Haloba, Close-Up, 2013-16

Anawana Haloba
Close-Up, 2013-16
Installationsansicht PalaisPopulaire 2023

Zu den Künstler*innen des zweiten Teils von The Struggle of Memory, der am 20. Oktober eröffnet, gehören Sammy Baloji, Yto Barrada, Anawana Haloba, Lubaina Himid, Paulo Nazareth, Zohra Opoku, Jo Ractliffe, Dineo Seshee Bopape, Alberta Whittle und Wong Hoy Cheong.
Kerryn Greenberg ist Associate Curator der 14. Gwangju Biennale and Ko-Direktorin von New Curators, einem Programm für kuratorische Ausbildung, mit dem Menschen aus eingeschränkten sozioökonomischen Verhältnissen jeweils ein Jahr lang gefördert werden. Zuvor war sie verantwortlich für die internationalen Sammlungsausstellungen der Tate und kuratierte wichtige internationale Schauen wie Zanele Muholi (2020), Fahrelnissa Zeid (2017), Marlene Dumas (2015) und Meschac Gaba (2013). Bei der Tate gründete sie auch das Ankaufskomitee für afrikanische Kunst.

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