It’s Just a Matter of Time

Die aktuelle Ausstellung It’s Just a Matter of Time im PalaisPopulaire untersucht anhand historischer und zeitgenössischer Kunstwerke das Zusammenfließen von Zeitlichkeiten und zeigt, wie vergangene Erzählungen in der Gegenwart fortleben und sich mit ihr verflechten.

Mit der Ausstellung vermitteln die externen Kuratorinnen Liberty Adrien und Carina Bukuts ein Gefühl der Abwesenheit und regen zum Nachdenken darüber an, wie vergangene Erzählungen fortbestehen und sich mit neu entstehenden Realitäten verflechten. Konzipiert als kontemplative Reise präsentiert die Ausstellung künstlerische Positionen von 1946 bis heute, indem sie historische und zeitgenössische Werke aus der Sammlung Deutschen Bank mit ausgewählten Leihgaben in Dialog.

Ein Rundgang durch die Ausstellung.

  • Tony Cokes: Gesellschaftliche Spannungen und Reflexion

    “Testament E: MF.slow. cancel.2024 (Rework 02)”, 2025 Digital print on PVC, billboard / Digitalprint auf PVC, Plakatwand

    Tony Cokes, “Testament E: MF.slow. cancel.2024 (Rework 02)”, 2025 Digital print on PVC, billboard / Digitalprint auf PVC, Plakatwand
    © 2025 Tony Cokes. Courtesy the artist, FELIX GAUDLITZ, Vienna, Greene Naftali, New York, and Hannah Hoffmann, Los Angeles
    Foto: Mathias Schormann

    Noch vor dem Betreten des PalaisPopulaire wird man auf einer Plakatwand in leuchtendem Pink und Gelb konfrontiert: „There’s a set of forces, that want us to be permanently anxious.“ Krisen, Krieg und das Patriarchat sind solche Kräfte, die tiefgreifende Strukturen in unserer Gesellschaft erschaffen und verändert haben. Cokes spricht direkt zu den Betrachtenden, weckt Aufmerksamkeit und fordert eine bewusste Reflexion der eigenen Umgebung und der gesellschaftlichen Mechanismen.

    Dabei rückt er zentrale Fragen ins Blickfeld: Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Individuum und Staat? Wie prägen städtebauliche Maßnahmen und architektonische Gestaltung unsere Wahrnehmung und unser Leben?

    Im anschließenden Rundgang durch die Galerien des PalaisPopulaire entfaltet sich ein beinahe archäologischer Prozess. Unterschiedliche Kräfte und Handlungsstränge, die unsere Gesellschaft formen und beeinflussen, werden sichtbar gemacht und laden dazu ein, diese kritisch zu hinterfragen.

  • Julian Irlinger: Erinnerung und Ökonomie

    Julian Irlinger ist ein zeitgenössischer Künstler, der in seinen Werken gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamiken aufgreift, um historische Ereignisse und ihre bis heute spürbaren Auswirkungen zu reflektieren. Seine Installationen sind geprägt von einer sensiblen Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur und den subtilen wie offensichtlichen Verflechtungen zwischen Politik, Ökonomie und Alltagsleben.

    Erinnerungskultur und künstlerische Reflexion

    “Kites”, 2025 Glue, twine, wood, discarded bank notes / Kleber, Schnur, entsorgte Geldscheine

    Julian Irlinger, “Kites”, 2025 Glue, twine, wood, discarded bank notes / Kleber, Schnur, entsorgte Geldscheine.
    Courtesy the artist and Galerie Thomas Schulte, Berlin
    Foto: Mathias Schormann

    “Kites” (2025) ist eine Installation, die sich kritisch mit den Auswirkungen finanzieller Krisen auseinandersetzt und dabei den Wert und die Vergänglichkeit von Geld thematisiert. In der Rotunde des PalaisPopulaires scheinen Drachen aus Banknoten schwerelos zu schweben – ein kraftvolles Bild, das die enge Verknüpfung von Zeit, Geld und ihrem gesellschaftlichen Wert offenlegt. Irlinger greift eine historische Episode auf, die während der Inflation der Weimarer Republik stattfand, als Papiergeld so stark an Wert verloren hatte, dass Kinder daraus Drachen bastelten.

    Inspiriert von einer Fotografie, die diese absurde Szene dokumentiert, beleuchtet Irlinger die Mechanismen einer entwerteten Ökonomie und lädt dazu ein, über die fragilen Grundlagen von Wert und Vertrauen nachzudenken. Seine Arbeit nutzt sowohl das Sichtbare – die Banknotendrachen – als auch das Unsichtbare – die dahinterliegenden Geschichten und Prozesse – um eine tiefgehende Reflexion über ökonomische Zusammenhänge und ihre kulturellen Implikationen anzuregen. Irlingers Installation wird so zu einem Raum für kritische Erinnerung und zur Aufforderung, sich aktiv mit den Herausforderungen vergangener und gegenwärtiger Krisen auseinanderzusetzen.

  • Shilpa Gupta: Erinnerung und Widerstand

    Shilpa Gupta ist eine international anerkannte Künstlerin, die sich durch ihre multimedialen Installationen auszeichnet, die oftmals gesellschaftliche, politische und historische Themen hinterfragen. Ihre Arbeiten schließen Fotografie, Skulpturen, Performances und Installationen ein, wobei sie sich intensiv mit den Grenzen und Möglichkeiten der Erinnerung auseinandersetzt.

    Vergangenheitsbewältigung und ihre künstlerische Interpretation

    “For, In Your Tongue, I Cannot Fit”, 2023 Casts of 100 books in gunme - tal, wooden and glass vitrines, light bulbs

    Shilpa Gupta, “For, In Your Tongue, I Cannot Fit”, 2023 Casts of 100 books in gunme - tal, wooden and glass vitrines, light bulbs / Abgüsse von 100 Büchern aus Rotguss, Holzund Glasvitrinen, Glühbirnen.
    © Shilpa Gupta, courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin
    Foto: Mathias Schormann

    “For, In Your Tongue, I Cannot Fit” (2017–23) ist eine Installation, die sich kritisch mit der Überlieferung und Darstellung von Erinnerung beschäftigt. Gupta fordert dazu auf, nicht allein physische Zeugnisse wie Fotografien oder Banknoten als Bestandteile der Erinnerungskultur zu akzeptieren, sondern auch die Lücken zu hinterfragen, die durch selektive Überlieferung entstanden sind. Die Installation umfasst vier verglaste, erleuchtete Bücherregale, in denen goldene Bücher ausgestellt sind – jene, die während des Nationalsozialismus am benachbarten Bebelplatz am 10. Mai 1933 verbrannt wurden. Diese Bücher stehen und liegen, sichtbar ihre Titel, die Namen ihrer Autor*innen und teilweise inhaltliche Auszüge, während die leeren Holzregale zwischen ihnen auf jene Werke verweisen, die ebenso verbannt wurden – und weiterhin werden. Gupta nutzt diese Leere, um die Abwesenheit zu beleuchten und einen Raum für reflektierte Erinnerung zu schaffen.

    Wie Worte und Schriftsteller*innen, wurden auch Bilder und Künstler*innen während des Nationalsozialismus zensiert und diffamiert. Gupta thematisiert diese Zensur nicht nur durch die sichtbaren Objekte ihrer Installation, sondern auch durch die Leerstellen, die den Betrachter dazu auffordern, über die Mechanismen von Repression und das Fortwirken solcher Praktiken zu reflektieren. Ihre Arbeit bietet eine Gelegenheit, die eigene Perspektive zurückzuerobern und eine aktive Auseinandersetzung mit verdrängten Erinnerungen anzustoßen.

  • Lena Henke: Skulptur und urbaner Raum

    Die deutsche Künstlerin Lena Henke ist für ihren innovativen Umgang mit Skulptur bekannt. Zudem erweitert sie die Grenzen traditioneller Methoden und Materialien.

    Für ihre Installation "City Lights (Dead Horse Bay)" formt Lena Henke die Insel Manhattan zum Kopf eines Pferdes und kreiert so eine surrealistische Stadtlandschaft in Bronze. Henke verschiebt die ursprüngliche Perspektive von riesigen Wolkenkratzern und Häuserschluchten und lässt die Stadt beherrschbar erscheinen. Hier bevölkern skurrile und farbenfrohe Skulpturen aus Sand und Gummi die Wildnis des Rheins. Henkes bizarrer Garten ist mit wildem Enthusiasmus, Besessenheit und vor allem der surrealen Vision eines Architekten vom Glauben an die Moderne geschaffen. Die Installation ist die Version eines monumentalen Skulpturengartens im Taschenformat.

    Normen herausfordern und Themen der Weiblichkeit erforschen

    “City Lights (Dead Horse Bay)”, 2016, Bronze, painted wood / Bronze

    Lena Henke, “City Lights (Dead Horse Bay)”, 2016, Bronze, painted wood / Bronze, Holz, bemalt.
    © Courtesy of the artist, Layr Vienna & Sammlung StadlerFoto: Mathias Schormann

    Henkes Werk beschäftigt sich mit Fragen der Weiblichkeit und der Machtdynamik im urbanen Raum. Sie sieht den menschlichen Körper als etwas wandelbares, ständig von gesellschaftlichen Kräften geformt. Ihre Skulpturen, die oft Pferde und weibliche Formen zeigen, stellen traditionelle Darstellungen in Frage und setzen sich mit kunsthistorischen Traditionen auseinander.

  • Rachel Whiteread’s Demolished

    Rachel Whitereads Portfolio „Demolished“ von 1996 hält den Abriss von drei Wohnblöcken im Londoner East End fest.

    "Demolished“, 1996 From a twelve-part portfolio/Screenprint on paper

    Rachel Whiteread, "Demolished", 1996 From a twelve-part portfolio / Aus einer Mappe mit 12 Blättern, Screenprint on paper / Siebdruck auf Papier.
    © Rachel Whiteread + Paragon | Contemporary Editions LTD

    Themen und Bedeutung

    Die Serie reflektiert die sozioökonomischen Veränderungen im Großbritannien unter Margaret Thatcher und deren Auswirkungen auf die Obdachlosigkeit. Whitereads Fotografien dokumentieren die Zerstörung von Hochhäusern und spiegeln die Themen ihrer früheren Arbeit „House“ (1993) wider, einem Betonabguss eines Reihenhauses, das bald abgerissen werden sollte.

    Die krassen Frontalansichten in „Demolished“ erzeugen ein Gefühl von trostloser Stille und laden die Betrachter ein, über das sich entfaltende Drama des städtischen Wandels nachzudenkenden. Die Abwesenheit menschlicher Figuren unterstreicht das Gefühl von kulturellen Überresten und dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit.

    Künstlerischer Ansatz

    Whiteread verwendet ihre eigenen Farbfotografien als Grundlage für die vergrößerten Schwarz-Weiß-Fotosiebdrucke. Diese Technik führt zu einer Reihe von Grautönen, die zum dokumentarischen Charakter und der beunruhigenden, surrealen Qualität der Drucke beitragen. Durch das Portfolio-Format konstruiert Whiteread eine Zeitlupen-Erzählung architektonischer Zerstörung.

    Whitereads künstlerische Verlagerung

    „Demolished“ markiert eine Verlagerung von Whitereads Fokus von privaten Räumen hin zu anonymen, öffentlichen Bereichen wie Wohnprojekten, was eine weniger nostalgische und straffere Sensibilität widerspiegelt, während gleichzeitig ihr Engagement für die Dokumentation der alltäglichen Umgebung beibehalten wird.

  • Georges Tony Stoll

    Georges Tony Stoll, geboren 1955, ist ein renommierter französischer Künstler, der für sein vielfältiges und eindrucksvolles Werk bekannt ist. Die Kunst von Georges Tony Stoll reflektiert oft gesellschaftliche Themen. Dabei setzt sich der Künstler besonders mit der HIV/AIDS-Pandemie auseinander.

    ALLEZ ! TOUS ASSIS ! (1999/2025)

    „ALLEZ ! TOUS ASSIS !”, 1999/2025 Chairs, jackets/ Stühle, Jacken

    Georges Tony Stoll, "ALLEZ ! TOUS ASSIS !", 1999/2025 Chairs, jackets/ Stühle, Jacken.
    © Aurélien Mole © Courtesy of Palais de Tokyo and Galerie Poggi, Paris
    Foto: Mathias Schormann

    Die Installation mit dem Titel "ALLEZ ! TOUS ASSIS !“ (1999/2025) zeigt eine Reihe von Stühlen, über die Jacken drapiert sind, und ähnelt einem Wartezimmer. Das Kunstwerk symbolisiert die Abwesenheit derer, die durch die HIV/AIDS-Pandemie ums Leben gekommen sind.

    Stoll kritisiert hier den "disziplinarischen Rahmen" von Institutionen und hebt die Homophobie, Bürokratie und unzureichende Versorgung hervor, die von den von HIV/AIDS Betroffenen erfahren wurden. Gleichzeitig zieht er Parallelen zu der Stigmatisierung, der Migranten und Flüchtlinge heute ausgesetzt sind, und hebt gesellschaftliche Vorurteile und Diskriminierung hervor.

  • Cornelia Schleime: Kunst und Widerstand in Ostdeutschland

    Cornelia Schleime, ist eine deutsche Künstlerin, vor allem bekannt für ihre multimedialen Arbeiten, darunter Malerei, Zeichnungen, Fotografie, Filme, Performances, Musik und Literatur. Geboren 1953 in Ost-Berlin wurde sie schon früh mit Überwachung und Repression konfrontiert, was sie in ihrer Kunst thematisiert.

    Stasi-Überwachung und künstlerische Reaktion

    „Auf weitere gute Zusammenarbeit“, 1993 From a fourteen-part portfolio / Aus einer Mappe mit 14 Blättern, Photograph on screenprint / Fotografie auf Siebdruck

    Cornelia Schleime, "Auf weitere gute Zusammenarbeit", 1993 From a fourteen-part portfolio / Aus einer Mappe mit 14 Blättern, Photograph on screenprint / Fotografie auf Siebdruck.
    © Cornelia Schleime, courtesy Galerie Judin, Berlin

    „It’s Just a Matter of Time” zeigt zwei Werke aus Schleimes Serie "Auf weitere gute Zusammenarbeit" (1993). In dieser Serie porträtiert sich die Künstlerin auf der Grundlage von Akten der Stasi, die über sie geführt wurden. Diese enthalten Beschreibungen ihrer Person, die von Spitzeln des Ministeriums für Staatssicherheit erstellt wurden, die ihr Tun seit 1980 verfolgten und ihr Leben auf eine Sammlung von Vermutungen und trivialen Beobachtungen reduzierten. Mithilfe der Selbstdarstellungen deckt Schleime das repressive Überwachungsklima Ostdeutschlands spielerisch auf, erobert ihre eigene Erzählung zurück und befreit sich von dieser Erfahrung.

  • Christo und Jeanne-Claude: „Wrapped Reichstag“ – Ein Symbol der Einheit und Demokratie

    Christo und Jeanne-Claudes „Wrapped Reichstag“ (1995) war eine monumentale Kunstinstallation, bei der das Reichstagsgebäude in Berlin mit schimmerndem, silbernem Stoff umhüllt wurde. Das Projekt, das 24 Jahre bis zu seiner Realisation warten musste, begann 1971, als Deutschland noch geteilt war. Christo und Jeanne-Claude verstanden das Projekt als Symbol der Einheit und als demokratisches Kunsterlebnis, das sowohl Ost- als auch Westberlin zugänglich sein sollte. Der verhüllte Reichstag zielte darauf ab, politische Spaltungen zu überwinden und ein starkes Bild eines wiedervereinigten Deutschlands zu bieten.

    “Wrapped Reichstag”, 1984, Pencil, textile fabric, thread, oil pastels, charcoal, and gou - ache on cardboard, two parts / Bleistift, Textilgewebe, Faden, Ölkreide, Kohle und Gouache auf Cartonage, zweiteilig

    Christo & Jeanne-Claude, “Wrapped Reichstag”, 1984, Pencil, textile fabric, thread, oil pastels, charcoal, and gou - ache on cardboard, two parts / Bleistift, Textilgewebe, Faden, Ölkreide, Kohle und Gouache auf Cartonage, zweiteilig.
    © Christo and Jeanne-Claude Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2025

    Jahre der Planung und Debatte

    Das Projekt sah sich jahrelangen Debatten und Kontroversen gegenüber, bevor es 1994 schließlich vom Bundestag genehmigt wurde. Die Vision des Kunstduos, die symbolische Bedeutung des Reichstags und die Logistik der Verhüllung eines so ikonischen Bauwerks waren Gegenstand intensiver Diskussionen.

    Vermächtnis des „Wrapped Reichstags“

    Die vorübergehende Umwandlung des Reichstags zog die Welt in ihren Bann und hinterließ einen bleibenden Eindruck sowohl in der Kunst als auch in der Politik. Das Werk ist eine eindringliche Erinnerung an die verbindende Kraft der Kunst und ihre Fähigkeit, den Dialog und die Reflexion über historische Ereignisse anzuregen.

  • Ayse Erkmens „Balkanik“ (2003)

    „Balkanik“ ist ein traditioneller türkischer Kuchen mit griechischem Einfluss, der heute nur noch selten in Istanbuler Bäckereien zu finden ist. Die Künstlerin Ayse Erkmen präsentierte das Rezept des Kuchens erstmals 2003 während der Ausstellung „IN DEN SCHLUCHTEN DES BALKANS“ in der Kunsthalle Fridericianum, die sich mit der rasant entwickelnden Kunst- und Kulturszene der Länder im Südosten Europas auseinandersetzte. Während der Ausstellung It’s Just a Matter of Time erlebt der Kuchen ein Revival und wird im Café LePopulaire erneut angeboten.

    „Balkanık“, 2003/2025, Cake project

    Ayşe Erkmen, "Balkanık2, 2003/2025, Cake project.
    Courtesy of the artist / Galerie Trautwein Herleth, Berlin

    Interkultureller Transfer und Auslöschung

    Dieser Akt der Wiederbelebung eines fast vergessenen Rezepts, verdeutlicht den interkulturellen Transfer und die Auslöschung innerhalb des eurasischen Kulturraums. Mit Schichten aus Biskuit- und Brandteig, Milchcreme, Zitronen- und Erdbeersauce, Schokoladenganache, -glasur und Schlagsahne, Pistaziensplitter oder Kokosraspeln, kandierten Früchten spiegelt Balkanık nicht nur den eurasischen Kulturraum mit seiner Vielheit an Gesellschaftsformen, Sprachen, Bräuchen, und Kulinarik wider, sondern es symbolisiert auch den unaufhaltsamen Fluss gegenseitiger kultureller Einwirkungen und Überschreibungen. Erkmens Werk nutzt eine alltägliche Situation, um herauszuarbeiten, wie unsere soziale Struktur stets transkulturell geformt ist. Die Schichten von Füllungen und Glasuren verdeutlichen, dass Identitäten immer komplizierter sind, als sie zunächst erscheinen.

    Der Kuchen symbolisiert den historischen Austausch zwischen griechischer und türkischer Kultur, aber auch das Verschwinden von Traditionen aufgrund von Ereignissen wie dem griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch im frühen 20. Jahrhundert.

    Ortsspezifische Bedeutung

    Erkmens Wahl des Café LePopulaire im Operncafé ist bedeutsam. Der Ort, der zu DDR-Zeiten ein kosmopolitischer Knotenpunkt war, verkörpert eine ähnliche Geschichte kultureller Schichtung und Transformation und spiegelt die Themen wider, die in „Balkanik“ präsent sind.

    Liberty Adrian und Carina Bukuts leiten seit 2022 zusammen die Ausstellungsinstitution Portikus in Frankfurt am Main. Dort kuratierten sie unter anderem Einzelausstellungen zu Julian Irlinger (2025), Adrian Piper (2024) oder Simone Fattal (2023). Schon 2021 arbeiteten sie zusammen für das Projekt Baldade Berlin, einen Ausstellungsparcours durch Berlin. Liberty Adrian ist

    Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kritikerin. Carina Bukuts arbeitet als Kunsthistorikerin als Kuratorin, Autorin und Redakteurin.

Für weitere Informationen zur Ausstellung und Veranstaltungshinweise besuchen Sie bitte die Website des PalaisPopulaire.